Mobilität

Wie kann ein taubblinder Mensch sich orientieren?

Die Orientierung ohne Gehör und Sehsinn erfordert zunächst einen Langstock, Sensibilität hinsichtlich dessen, was mit dem Langstock ertastet wird, viel Übung, hohe Aufmerksamkeit und Konzentration. Im Unterschied zu blinden Menschen fällt die Interpretation der Umgebung durch akustische Reize weg. In bekannter Umgebung erkennt der geübte taubblinde Mensch ausschließlich an ertastbaren Dingen, wo er sich befindet. Im Kopf entsteht eine besondere „Landkarte", in der jeder markante Wegpunkt erfasst ist. Ein Kanaldeckel kann hier zum wichtigen Orientierungspunkt werden.

Schwierig wird es, wenn der bekannte Weg aufgrund einer Unaufmerksamkeit verlassen wird. Dann ist es schwer dorthin zurückzufinden. Schwierig wird es auch, wenn markante Markierungspunkte sich unerwarteter Weise geändert haben, eine Parkbank beispielsweise entfernt wurde. Im Straßenverkehr fehlen natürlich die für die Sicherheit wichtigen akustischen Signale. Deshalb müssen taubblinde Menschen in der Öffentlichkeit in der Regel begleitet werden, um sicher zum Ziel zu gelangen.

Kommentar einer Angehörigen: Mein Bruder, der taub und seit vielen Jahren blind ist, bewegt sich dennoch eigenständig vom Wohnort zum Bahnhof, nutzt am Hauptbahnhof die Umsteigehilfe der Deutschen Bahn und wird oftmals erst am Zielort von einer Assistenz in Empfang genommen. Auch seine Spaziergänge in der Natur kann er in bekannter Umgebung durchaus alleine machen. Eine Gefahr geht hier vor allem von land- oder forstwirtschaftlichen Fahrzeugen, Fahrrädern oder Mopeds aus.

Wenn Sie sich gerne einmal in die Welt des Tastens einfinden möchten, empfehlen wir Ihnen diesen Bericht, den ein Betroffener nach einem Mobilitätstraining verfasst hat.
Sehsinn oder Tastsinn